
Einkaufspassage Weisse Rose – wenn Stille laut wird
Im beschaulichen Volksdorf weht derzeit ein rauer Wind durch die sonst so grün umrahmte Einkaufspassage Weisse Rose. Doch es ist nicht der Duft von Frühlingsblüten, der durch die Gänge zieht, sondern vielmehr der Hauch von Leerstand, Unsicherheit – und stillem Abschied.
Ein Ort im Wandel: Die stille Veränderung der Weissen Rose
Zuerst verabschiedete sich im Dezember 2024 die Boutique Pelerina – ein echtes Kleinod für hochwertige Damen- und Kindermode. Nach vielen Jahren voller Stil und Persönlichkeit ging Inhaberin Beate Hagen-Hasse in den wohlverdienten Ruhestand. Ihre Boutique war nicht nur ein Geschäft, sondern ein Ort mit Seele – mit Gespür für Stoffe, für Menschen und für den Moment. Nur wenige Wochen später folgte die ginza-Boutique, einst direkter Nachbar, in die Geschäftsaufgabe – allerdings ohne die mildernden Umstände einer geplanten Übergabe. Für Ulla Wagner, langjährige Filialleiterin, kam das Ende überraschend. Die Türen schlossen sich.
Pelerina und ginza: Zwei Abschiede, die Spuren hinterlassen
Was früher als stilvolle Achse der Passage galt – mit Mode, Feinkost und Geschenkideen – ist heute ein Schatten seiner selbst. Sternanis, das charmante Geschäft mit Delikatessen und kleinen Kostbarkeiten, hält nun allein die Stellung im entlegensten Winkel. Wo früher Menschen flanierten, berieten, stöberten, herrscht nun gähnende Leere.
Die ginza-Fläche wird inzwischen immerhin temporär als Pop-Up-Ort für Kunst genutzt – ein schönes Lebenszeichen. Aber die Räume von Pelerina? Nach wie vor verschlossen. Die Lage? Am äußersten Rand der Passage, mit wenig Fußverkehr – ein Laden mit Geschichte und Potenzial, aber ohne Zugkraft. Wer sich hier neu erfinden will, braucht Mut. Und Geld. Und einen langen Atem.
Dabei gäbe es durchaus Bewegung – nur eben nicht im „abgehängten“ Teil der Passage. Im inneren Bereich tobt der Wettbewerb um frei werdende Flächen.



Sternanis kämpft allein: Überleben im abgehängten Teil der Passage
Sternanis hatte auf die benachbarte Gemüsehandlung gehofft – ein Laden, der Frequenz und Frische gebracht hätte. Doch der Vermieter lehnte ab. Auch aurumundo, das Goldankaufgeschäft von Corinna Müller-Komann, musste kämpfen, um etwas mehr Platz zu bekommen. Sie hatte Glück. Andere leider nicht.
Sternanis blickt sorgenvoll in die Zukunft. Mit der angekündigten Großbaustelle vor der Tür dürfte sich auch der letzte Restkundenstrom verabschieden. Ihre Einschätzung ist klar – und bitter: „Das überlebe ich nicht.“
Die Weisse Rose war einst mehr als eine Einkaufspassage. Sie war ein kleiner Kosmos – persönlich, eigensinnig, lebendig. Was sich jetzt zeigt, ist mehr als ein lokales Strukturproblem. Es ist das leise Verschwinden der kleinen, individuellen Läden, die unser Volksdorf so besonders gemacht haben. Wenig Ketten. Kaum Systemgastronomien. Sondern Menschen mit Ideen, mit Haltung – und mit ganz viel Herzblut.
Vielleicht ist es an der Zeit, genau dafür wieder laut zu werden.


