Was ich gestern zufällig beobachtet habe, ist längst kein Einzelfall mehr. Es ist vielmehr ein Spiegelbild unseres immer ungeduldigeren Miteinanders im Straßenverkehr
Pferdekutschen im Nachteil: Wenn Vorfahrt einfach ignoriert wird
An der Kreuzung Claus-Ferck-Straße und Uppenhof in Volksdorf wurde der Pferdekutsche des Museumsdorfs dreist die Vorfahrt genommen – eine Szene, die sich hier nicht zum ersten Mal abspielt. Dabei ist der Uppenhof seit fast vier Jahren eine Tempo-30-Zone.
Ich verbringe sicherlich nicht den ganzen Tag am Fenster, doch das müsste ich auch gar nicht. Allein das ständige Hupen ist ein akustischer Beweis dafür, dass sich auf unseren Straßen offenbar eine Menge „blinder Kühe“ tummeln. Wenn ich dann doch einmal hinausschaue, um das Geschehen zu beobachten, werde ich fast zwangsläufig Zeugin von Verkehrsverstößen.
StVO vs. Egoismus: Die vergessene Regel des Wartens
So auch gerade eben: Ein Mercedes-Bus entdeckte eine freie Parklücke – in dieser Gegend ein seltener Schatz. Um ihn nicht zu verpassen, musste die Fahrerin wenden. Sie tat dies vorsichtig, umsichtig – und doch kümmerten sich die anderen Verkehrsteilnehmer nicht darum. Mehr als fünf Pkw fuhren ungerührt an ihr vorbei, wichen in engen Kurven aus, anstatt kurz innezuhalten. Dabei ist die StVO hier eindeutig: Wer in einer Kreuzung wendet, darf nicht einfach überholt werden. Andere Fahrzeuge müssen warten, bis der Wendevorgang abgeschlossen ist. Und selbst wenn es die Straßenverkehrsordnung nicht gebieten würde – was ist mit Anstand und Rücksichtnahme?

Jeder ist mal der Langsame: Warum wir mehr Geduld brauchen
Leute, was ist das Problem? Eine halbe Minute Warten sollte doch jeder entbehren können. Ist das Bedürfnis, ohne jede Verzögerung ans Ziel zu kommen, wirklich so übermächtig? Regen wir uns nicht ohnehin schon genug auf – über Langsamfahrer, über Radfahrer, über rote Ampeln? Die Ironie dabei: Jeder von uns wird irgendwann selbst in der Situation sein, in der er auf die Geduld der anderen angewiesen ist.
Vielleicht wäre es also an der Zeit, nicht nur aufs Gaspedal, sondern auch auf das Miteinander im Straßenverkehr zu achten. Denn letztlich sind wir alle nur Mitspieler in diesem großen, täglichen Verkehrspuzzle – und wer sich nicht an die Regeln hält, riskiert, dass das ganze Bild ins Chaos stürzt.