Lichtverschmutzung: Volksdorf nachts um halb eins

- Im Dorf - 19. Januar 2025
Lichtverschmutzung Volksdorf
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Habt ihr euch jemals gefragt, warum geschlossene Geschäfte mitten in der Nacht beleuchtet sind? Für viele von uns ist das ein gewohntes Bild, das selten hinterfragt wird – Licht wird schließlich oft mit Sicherheit und Wohlstand assoziiert. Doch wer inmitten all des künstlichen Lichts lebt, stellt sich irgendwann die Frage: „Muss das wirklich sein?“

In Volksdorf zeigt sich nachts ein gemischtes Bild: Manche Geschäfte strahlen hell, andere leuchten dezent, und einige bleiben komplett dunkel. Wir haben uns kürzlich um 00:30 Uhr auf den Weg gemacht, um die sogenannte Lichtverschmutzung in unserem Dorf einzufangen.

Lichtverschmutzung hat gesundheitliche und ökologische Folgen

Wie Carolin Liedtke, Professorin für Lichttechnik, in einem Interview mit dem Mieterverein in der Dezemberausgabe erklärte, stört künstliches Licht in der Nacht unsere innere Uhr. Es beeinträchtigt den Schlaf und kann langfristig sogar schwerwiegende Gesundheitsprobleme begünstigen, darunter Krebs.

Doch nicht nur Menschen leiden unter der ständigen Beleuchtung: Insekten sterben in einer Nacht millionenfach, nachtaktive Tiere werden in ihrem Verhalten gestört, und selbst Pflanzen bleiben nicht unbeeinflusst, so werfen Bäume, die neben Straßenlampen stehen, verzögert ihr Laub ab. Dies schädigt die Basis unserer Ökosysteme und damit letztlich uns alle.

Unnötige Beleuchtung im Fokus

Viele dieser Probleme gehen auf vermeidbares Licht zurück, wie es in vielen Stadtzentren leider immer häufiger zu sehen ist. Schaufenster, die bis spät in oder durch die Nacht hell erleuchtet bleiben, und grelle Werbeanlagen tragen wenig zum Nutzen, aber viel zur Verschmutzung bei. Auch die hell erleuchteten Restaurants und Imbisse könnten sparsamer beleuchtet werden, ohne dass dies ihre Funktion beeinträchtigt.

Hacienda Volksdorf
Deutsche Bank Volksdorf
Buchhandlung Volksdorf

Technik und Politik – Lösungen in Reichweite

Die Technologie, um Licht effizienter und umweltfreundlicher zu nutzen, ist längst vorhanden. Steuerbare Beleuchtungssysteme, die sich an Uhrzeiten, Dämmerung oder Anwesenheit orientieren, könnten maßgeblich helfen. Doch wie Carolin Liedtke betont, fehlt es oft an politischem Willen und Ressourcen, um solche Innovationen umzusetzen. Städte wie Köln oder Leipzig machen es vor und zeigen, dass ein durchdachter Lichtmasterplan helfen kann, eine Balance zwischen notwendiger Beleuchtung und Dunkelheit zu finden.

Reschke Volksdorf
In Volksdorf zeigt sich nachts ein gemischtes Bild.
Namenlos Volksdorf
Arnoldi Volksdorf
Anziehsache Volksdorf
LeRustique Volksdorf
Ein nachts unbenutzter, beleuchteter Parkplatz.
Sind diese Uhren noch zeitgemäß?

Ein Lichtbudget für Volksdorf?

Vielleicht wäre ein Lichtbudget eine Lösung für Volksdorf: Eine Obergrenze für die Lichtemissionen könnte sicherstellen, dass unser Dorfkern nicht in unnötigem Glanz erstickt. Ein Diskurs darüber, welches Licht wirklich notwendig ist, könnte ein erster Schritt sein – hin zu einer nächtlichen Atmosphäre, die Menschen, Tiere und die Natur gleichermaßen respektiert.

Es ist Zeit, dass wir als Gemeinschaft darüber sprechen, wie viel Licht unser Dorf wirklich braucht und wie wir es sinnvoller einsetzen können. So könnten wir nicht nur Energie sparen, sondern auch dazu beitragen, dass Mensch,  Tier und Pflanzen sich wieder wohl(er) fühlen.

Quelle: Das ganze Interview mit Carolin Liedtke, Professorin für Lichttechnik sowie den ausführlichen Artikel „Wenn die Nacht zum Tag wird“ von Volker Stahl im Mieterjournal vom Mieterverein könnt ihr unter diesem Link erreichen. Ausgabe 04/2024.