Als wir im Jahr 2020 (zurück) nach Volksdorf kamen, suchten wir – wie es inzwischen üblich ist – zunächst online nach Informationen über unseren Stadtteil.
Digitale Leere bei der Rückkehr nach Volksdorf
Als wir im Jahr 2020 (zurück) nach Volksdorf kamen, suchten wir – wie es inzwischen üblich ist – zunächst online nach Informationen über unseren Stadtteil. Welche Geschäfte gibt es hier? Was sind die Öffnungszeiten? Welche kulturellen Angebote und Veranstaltungen finden statt? Gibt es einen Überblick über das Leben im Quartier?
Die Ergebnisse waren ernüchternd. Abgesehen von vereinzelten, teils veralteten Einträgen war kaum etwas Auffindbares vorhanden. Woran wir uns erinnerten: das Heimatecho. Nach einer längeren Pause erschien es im September desselben Jahres erneut. Auch das Volksdorf Magazin war verfügbar – beides jedoch Printformate, die eine eher ältere Zielgruppe ansprechen. Digitale Anschlussfähigkeit? Fehlanzeige.
Facebook statt Zukunft: Volksdorfs digitale Sackgasse
Auf der Plattform Facebook – mittlerweile eher als digitales Archiv denn als zukunftsfähiges Kommunikationsmittel zu betrachten – stießen wir auf die Gruppe „Volksdorf Austausch“. Schnell wurde klar: Auch hier ging es primär um Nachbarschaftshilfe, vermisste Haustiere und Alltagsärgernisse. Was fehlte, war ein strukturierter Überblick über das vielfältige Leben in Volksdorf.
Digitale Initiative: Wie DORFKEERN entstand
Als Online-Redakteurin und langjähriger Digitalprofi war für uns offensichtlich: Hier klafft eine erhebliche Lücke. Weder eine zentrale Website noch ein offizieller Social-Media-Kanal existierte. Also gründeten wir DORFKEERN – einen Blog und ein Instagram-Konto mit dem Ziel, den digitalen Dorfkern sichtbar zu machen. Unser Anliegen: Volksdorf modern, authentisch und lebendig abzubilden. Mit Porträts lokaler Geschäfte, Beiträgen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergrundberichten und Geschichten aus dem Stadtteil.
Zwischen Zustimmung und Zurückhaltung: Die Reaktionen auf DORFKEERN
Unser Konzept stieß auf breite Zustimmung. Viele GeschäftsinhaberInnen waren erleichtert, dass sich endlich jemand der digitalen Kommunikation annahm – einem Bereich, der für viele schwer greifbar bleibt. Gleichzeitig trafen wir auch auf Zurückhaltung. Das Internet erschien manchem als fremd, die Vorstellung, über digitale Kanäle neue Kundschaft zu erreichen, als wenig realistisch. Hier fehlt es oft nicht am Willen, sondern an Verständnis und konkreter Unterstützung.
Von der Idee zur Marke: DORFKEERN als digitale Stimme Volksdorfs
Inzwischen haben wir eine eigene visuelle Identität entwickelt und eine unabhängige redaktionelle Linie etabliert. Unser Anspruch: authentisch berichten, Positives hervorheben, aber auch Missstände benennen – ohne polemisch zu werden. Unsere Community ist geprägt von einem respektvollen Ton, ehrlichem Interesse und wachsendem Engagement.
Mehr als ein Blog: DORFKEERN als Digitalagentur für Volksdorf
Doch DORFKEERN ist mehr als nur ein Blog. Wir erstellen professionelle Inhalte: Websites, Fotos, Videos, Texte, Designprodukte. Wir analysieren, beraten, konzipieren – stets mit dem Ziel, lokale Unternehmen sichtbar zu machen und ihre digitale Präsenz zu stärken. Kurz: Wir agieren als digitale Lotsen vor Ort.
Verpasste Chancen: Wie eine Website-Idee an Missverständnissen scheiterte
Diese Kompetenz blieb nicht unbemerkt: Die Vorsitzende der Interessengemeinschaft Volksdorf wurde auf uns aufmerksam. Ihr Anliegen deckte sich mit unserem: eine gemeinsame Website für Volksdorf zu realisieren. Fördermittel standen bereit – eine einmalige Gelegenheit, die ohne Eigenbeteiligung der IG-Mitglieder realisierbar gewesen wäre. Wir entwickelten ein fundiertes Konzept, stellten ein Angebot zusammen und gingen davon aus, dies bei einem der nächsten IG-Treffen präsentieren zu können.
Doch dann wurden wir relativ kurzfristig zu einem Treffen eingeladen – in dem Glauben, dort zunächst lediglich die grundsätzliche Idee zu besprechen. Eine Vorstellung des Konzepts war zu diesem Zeitpunkt nicht vorgesehen. Offensichtlich kam es dabei zu einem Missverständnis: Die Mitglieder fühlten sich überrumpelt, die Situation war angespannt. Die Reaktion folgte prompt: Ablehnung. Zu teuer. Kritische Stimmen verwiesen auf frühere Beiträge von uns, die als unbequem empfunden wurden. Ein sachlicher Austausch fand nicht statt. Stattdessen: Gerüchte, Halbwissen, Distanz. Die Gelegenheit – ebenso wie der Fördertopf – verstrichen. Letzterer wurde inzwischen geschlossen, wie uns Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel kürzlich beim gemeinsamen Kaffeetrinken bestätigte. Die Chance war vertan.
Fehlende Plattform: Volksdorf ohne digitale Infrastruktur
Vier Jahre später: Es existiert noch immer keine zentrale Website für Volksdorf.
Und das, obwohl der Bedarf größer denn je ist. Es fehlt eine digitale Anlaufstelle, die alle Informationen bündelt: Wer hat wann geöffnet? Welche Events stehen an? Welche neuen Läden gibt es?
Zettelwirtschaft statt Synergie: Warum eine zentrale Website nötig ist
Stattdessen: Zettel in Schaufenstern, verstreute Postings in sozialen Netzwerken, mündliche Weitergabe. Kurz: jeder kocht sein eigenes Süppchen.
Dabei wäre es so einfach – und so viel effektiver: eine Plattform für alle. Eine gemeinsame Website stärkt nicht nur den Zusammenhalt, sie macht das vielfältige Angebot im Stadtteil sichtbar und zugänglich. Für BewohnerInnen, BesucherInnen – und vor allem für die UnternehmerInnen selbst. Statt isolierter Einzelaktionen braucht es einen Schulterschluss. Nur wenn alle an einem Strang ziehen, kann ein lebendiger digitaler Auftritt entstehen, der langfristig trägt.
Fehleinschätzung Digital: Warum Printanzeigen dominieren
Gleichzeitig setzt man weiterhin auf Printanzeigen. Auf Investitionen in temporäre Sichtbarkeit, während nachhaltige, digitale Lösungen als „zu teuer“ gelten. Läden schließen – oft, weil ihnen Sichtbarkeit fehlt. Nicht weil ihre Produkte schlecht wären. Sondern weil sie im digitalen Raum nicht stattfinden. Und weil Unterstützung fehlt, sich dort zu positionieren.
Missverstandene Konkurrenz: Warum Online nicht das Problem, sondern Teil der Lösung ist
Viele Unternehmer:innen sehen den Online-Handel als größte Bedrohung für ihre Geschäfte – und übersehen dabei einen entscheidenden Zusammenhang: Die Menschen sind heute digital unterwegs. Sie informieren sich online, lassen sich inspirieren, vergleichen Angebote – auch wenn sie letztlich lokal kaufen wollen.
Was vielen fehlt, ist nicht die Qualität ihrer Produkte, sondern die Sichtbarkeit im digitalen Raum. Wer online nicht stattfindet, existiert für viele schlichtweg nicht – vor allem für jüngere Zielgruppen. Dabei ist der Online-Auftritt kein Ersatz für das stationäre Geschäft, sondern eine Brücke: Er zeigt, was lokal möglich ist, und motiviert dazu, vor Ort einzukaufen.
Digitalisierung bedeutet nicht, sich Amazon unterzuordnen. Sie bedeutet, eigene Stärken zu zeigen – lokal, persönlich, authentisch. Genau hier liegt die Chance: Wer sich professionell digital aufstellt, kann dem Online-Handel selbstbewusst entgegentreten – und Kund:innen zurück in die Läden holen.
DORFKEERN BIZ: Digitale Sichtbarkeit für lokale Unternehmen
2023 präsentierten wir ein neues Modell: DORFKEERN BIZ – eine professionelle Instagram-Plattform für Volksdorfer Unternehmer:innen. Unser Angebot: Fotos, Texte, Videos, Gestaltung – zum Kennenlernpreis. Der tatsächliche Aufwand? Zwei bis drei Stunden pro Beitrag. Der Marktwert – realistisch kalkuliert – liegt bei 200 bis 300 Euro pro Beitrag. Doch bezahlt wird meist deutlich weniger. Warum? Weil das Verständnis für den Wert digitaler Arbeit fehlt.
Gleichzeitig investiert man bedenkenlos 400 Euro oder mehr in eine Anzeige im Print. Ein Medium, das nach wenigen Tagen im Altpapier landet. Ein digitaler Beitrag hingegen bleibt sichtbar, auffindbar, erweiterbar.
Die unsichtbare Krise: Wenn lokale Läden verschwinden
Dabei zeigt sich gerade jetzt, wie dringend Sichtbarkeit gebraucht wird.
In den vergangenen Monaten haben mehrere inhabergeführte Geschäfte in Volksdorf geschlossen – nur eines davon freiwillig. Das ist kein Zufall. Viele kleine Läden kämpfen nicht etwa mit schlechten Produkten oder mangelndem Engagement, sondern mit fehlender Wahrnehmung. Sichtbarkeit ist heute eine Überlebensfrage – vor allem online.
Zwischen Gastronomie und Leerstand: Der Wandel Volksdorfs
Gleichzeitig verändert sich der Charakter des Stadtteils spürbar. Während traditionelle Einzelhändler weichen, rücken verstärkt Gastronomiebetriebe nach. Auch sie bereichern das Viertel, keine Frage – aber ein funktionierender Stadtteil braucht beides: Orte zum Verweilen und Orte zum Einkaufen. Der Branchenmix, der Volksdorf so lebenswert macht, gerät zunehmend aus dem Gleichgewicht.
Digitale Präsenz als Standortfaktor: Warum Online keine Option ist, sondern Pflicht
Immer öfter hören wir von Besucher:innen, wie zauberhaft sie Volksdorf erleben – wie gerne sie durch die kleinen Läden bummeln und persönliche Beratung schätzen. Doch genau diese Läden sind es, die immer schwerer zu halten sind. Nicht, weil das Angebot fehlt – sondern, weil die Öffentlichkeit davon kaum erfährt. Wer heute nicht sichtbar ist, existiert in der Wahrnehmung vieler schlichtweg nicht.
Ein starker lokaler Handel braucht digitale Strukturen. Nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung. Als Brücke zwischen analogem Charme und moderner Sichtbarkeit.
Fazit: Volksdorf braucht digitale Strukturen – jetzt
Volksdorf hat enormes Potenzial. Doch dieses Potenzial bleibt ungenutzt, solange grundlegende digitale Strukturen fehlen. Wer heute bestehen will, muss auch online präsent sein – professionell, strategisch und zielgerichtet. Wer sich diesem Wandel verweigert, riskiert, den Anschluss zu verlieren.
Was es braucht, ist ein gemeinsames Verständnis – und die Bereitschaft, zu investieren: in professionelle Inhalte, in Reichweite, in Zukunftsfähigkeit.
Die Lösung liegt längst auf dem Tisch. Man muss sie nur gemeinsam umsetzen.
Mehr dazu hier: Digitale Sichtbarkeit für Volksdorf